Großraumbüros: Zum Sterben verurteilt

Warum Großraumbüros zum Sterben verurteilt sind

Der nicht mehr ganz so langsame Tod einer überkommenen Managementphilosophie.

Das Großraumbüro – ein Konzept aus dem Amerika der 60er Jahre – wurde in den letzten Jahren auch in unseren Breiten immer beliebter. Und dann kam der Babyelefant. Ist dieser berühmte Elefant das Ende der Großraumbüros, oder lenkt er nur von den tatsächlichen Themen ab? Schauen wir uns das einmal aus der Nähe an.

Großraumbüro: Die ultimative Partymeile für alle Viren

Auch wenn Sie den Vergleich nicht mehr ertragen – was sehr verständlich ist – das Problem der Viren haben Sie jedes Jahr. Für die saisonale Grippe ist das Großraumbüro der beste Freund. Wo sonst sitzen so viele Menschen so lange in einem Raum zusammen. Eine coolere Partymeile können Sie Viren gar nicht bieten!

Aber natürlich gibt es auch andere Faktoren, die nicht unbedingt für ein Großraumbüro sprechen. Dauerlärm, Ablenkung und vieles mehr beeinträchtigen die Gesundheit der Teams massiv. Die Universität Stockholm führte zu diesem Thema eine Studie mit 2000 Personen durch. Das Ergebnis: Angestellte, die in Großraumbüros arbeiten hatten jährlich doppelt – ich wiederhole – doppelt so viele Krankenstandstage wie Kollegen in kleineren Büro.

Welche Kosten verursacht das Großraumbüro für Unternehmen?

Eine SBiB Studie (schweizerische Befragung in Büros) der Hochschule Luzern untermauerte dieses Ergebnis. Die Hochschule Luzern stellte fest, dass 38 % der Befragten an Müdigkeit leiden. 17 % haben Schlafstörungen, rund 16 % leiden an einem „Schweregefühl im Kopf“, 15 % klagten über brennende Augen und weiter 14% an Kopfschmerzen. Die Symptomhäufigkeit nahm exponentiell zur Bürogröße zu. Weitere gesundheitliche Probleme, die sich bei MitarbeiterInnen in Großraumbüros häufiger beobachten lassen, sind unter anderem

  • Rückenbeschwerden
  • Konzentrationsschwierigkeiten
  • Virus- und Bakterieninfektionen
  • psychische Belastungen durch Lärm und/oder ständige Beobachtung

Legen Sie diese Zahlen einem Kostenrechner vor und er wird Ihnen im reinen Firmeninteresse umgehend vom Großraumbüro abraten.

Warum sind Großraumbüros dann so beliebt? Zumindest also bei Managern, die selbst natürlich nicht darin sitzen müssen? In Kürze gesagt: Glauben anstatt Wissen, Führungsschwäche und Herdentrieb.  Aber sehen wir uns einmal die „Pros“ an und überlegen, wie es wirklich ist:

Oft angeführt Vorteile sind:

1. Die Kommunikation zwischen den MitarbeiterInnen wird gefördert

Das ist schlicht und einfach Unsinn. Eine Studie der Harvard University belegt: Die direkten Gespräche zwischen den MitarbeiterInnen reduzieren sich innerhalb von 2 Wochen um 70 %. Zeitgleich steigt der E-Mail-Verkehr zwischen den MitarbeiterInnen um 56% und andere elektronische Kanäle (SMS, Whats app, etc.) um 67%.

2. Kontrolle: Durch die Übersichtlichkeit (für wen? Natürlich für den Chef!) arbeiten MitarbeiterInnen automatisch diszipliniert

Eine Führungskraft, die diese Art der Kontrolle braucht, ist vielleicht Vorgesetzter oder Chef. Aber noch lange keine Führungskraft. Hier liegt ein eklatanter Mangel an Kommunikationsfähigkeit, guter Mitarbeiterauswahl oder einfach Führungspersönlichkeit vor. Die Unzulänglichkeiten des Chefs sollen durch den Büroraum aufgefangen werden – Sie können sicher sein, ein solcher Chef wird auch in anderen Bereichen niemals eine gute Führungskraft werden.

3. Das Großraumbüro sichert Transparenz. Faule MitarbeiterInnen werden rasch erkannt und fleißige auch

Echt jetzt? Wie erkennen Sie das? Diejenigen, die permanent in den Bildschirm schauen sind fleißig, jemand der gähnt und sich streckt ist faul? Ist das das Qualitätskriterium,  nach dem Erfolg gemessen werden kann? Oder sollte man sich nicht doch eher den Output am Ende des Tages ansehen? Ganz ehrlich, wer in 5 Stunden 20% mehr schafft als andere in 8 Stunden, wäre nach diesen Kriterien faul. Wen würden Sie behalten?

4. Weniger Gerüchte, Klatsch und Tratsch

Im Büro stimmt das sogar, es verlagert sich dafür in die Kaffeeküche oder andere Orte. Es gibt sogar viel mehr zu bereden, weil man ja mehr KollegInnen sieht.

5. Es ist immer jemand telefonisch erreichbar, der Sitznachbar kann ja abheben

Da ist den ach so modernen Großraumbürobefürworten wohl die Errungenschaft der Rufumleitung entgangen. Aber kein Argument kann billig genug sein, wenn man für das Falsche kämpft.

Es gibt noch jede Menge ähnlicher Argumente. Dem Firmenerfolg und Ihren MitarbeiterInnen zuliebe sollten Sie aber gut überlegen, ob Sie ein Großraumbüro anschaffen oder in einem solchen bleiben wollen.